Mammatumor bei der Ratte

Natürlich kann eine Ratte operiert werden!

Mammatumore sind bei Ratten sehr häufig, sie sind meist gutartig, wachsen aber sehr schnell. Daher ist es notwendig schnell zu handeln.

Ein sehr häufiger Tumor

Ratten werden seit langem in Labors eingesetzt, unter anderem zur Untersuchung von Tumoren. Deshalb haben unsere Hausratten, häufiger Weibchen als Männchen, ein erhöhtes Risiko, schon in jungen Jahren Tumore, wie z.B. Mamma-Fibroadenom, zu entwickeln.

Massen im Gesäuge

Diese Tumore sind sehr oft gutartig, wachsen aber sehr schnell. Sie verbrauchen viel Energie, um zu wachsen und erfordern, dass die Ratte eine schwere Masse mit sich trägt, bis zu einem Drittel ihres eigenen Gewichts, wie im untenstehenden Fall. Ratten haben ein stark entwickeltes Brustgewebe, sie haben 6 Paar Brustdrüsen, die sich von der Seite des Halses bis hin zu der Leiste befinden. Tumore können also überall auftreten.

Wenn er nicht entfernt wird, wächst der Tumor schnell und bildet schließlich ein Geschwür, das sich infiziert. Euthanasie ist dann die einzige Option.

Die Behandlung

Die Exzision des Tumors ist die beste Option, aber die Entscheidung muss schnell getroffen werden. Eine Verschiebung der Operation um ein oder zwei Wochen kann bereits zu einer Verdoppelung der Tumorgröße führen. Je größer der Tumor ist, desto länger dauert der Eingriff und desto mehr ist die Ratte bereits vor der Operation durch ihre Krankheit geschwächt. Ratten vertragen eine Vollnarkose im Allgemeinen sehr gut, aber das Risiko steigt, wenn das Tier schwach ist und der Eingriff lange dauert, da der Blutdruck durch die verabreichten Narkosemittel abfällt. Daher ist es wichtig, die Exzision dieses Tumors so früh wie möglich zu planen. Die Kosten variieren je nach Zeitaufwand und liegen zwischen CHF 120.- und 300.-.

Häufiges Risiko des Wiederauftretens

Mamma-Fibroadenom entwickeln sich unter dem Einfluss von zwei Hormonen, Prolaktin und Östrogen. Nach neueren Studien (1,2) entwickeln leider 40 bis 75 % der Ratten zwischen 1 und 8 Monaten nach der Operation einen neuen Mammatumor. Eine zweite Operation ist je nach Allgemeinzustand und Alter der Ratte möglich.

Beim Einleitung der Gasnarkose
Remi, 10 Monate alt, mit einem Mammatumor, der ein Viertel seines Körpergewichts wiegt. Hier wird er vor der Narkose präoxygeniert.
Post operative Narbe
Remi nach der Operation während der Aufwachphase. Sie bekommt Sauerstoff und ihre Sauerstoffsättigung wird am Fuss mittels Infrarotlicht gemessen. Die Wunde ist recht gross, die Heilung verlief aber komplikationslos bei Remi.

Prophylaxe

Die chirurgische Sterilisation (Ovariektomie) von Weibchen vor dem 6. Lebensmonat hat sich mit einer 95-prozentigen Risikoreduktion als hocheffektiv zur Verhinderung der Entwicklung von Mammatumoren erwiesen (3). Aber die Operation ist teuer, heikel, invasiv und wird vom jungen Tier manchmal schlecht vertragen.

Eine noch hypothetische Alternative, die derzeit erforscht wird, wäre ein Hormonimplantat (Deslorelin). Weniger teuer (CHF 99.- inkl. schnelle Gasanästhesie), weniger invasiv für das Tier, wäre die ideale Lösung, wenn es sich als ebenso effektiv wie eine Operation erweist. Wenn Sie an einer Teilnahme dieser Studie interessiert sind, kontaktieren Sie bitte unsere Praxis.

Referenzen

  1. Description of the prevalence, histologic characteristics, concomitant abnormalities, and outcomes of mammary gland tumors in companion rats (Rattus norvegicus): 100 cases (1990-2015), C. Vergneau- Grosset, M.K. Keel, D. Goldsmith, P.H. Kass, J. Paul-Murphy, M.G. Hawkins. J Am Vet Med Assoc, 249 (2016), pp. 1170-1179
  2. Evaluation of deslorelin implant on subsequent mammary tumors of rats (Rattus norvegicus)
, C. Vergneau-Grosset, L. Penal, M.G. Hawkins, E. Maccolini, K. Sinclair, J. Graham, J. Sadar, D. Sanchez-Migallon, S. Laire, I. Langlois, J. Paul-Murphy. J Ex Pet Med 2019 Pages108-116
  3. Prevention of age-related spontaneous mammary tumors in outbred rats by late ovariectomy, D. Maricarmen et al, Canc Det and Prev 2008, Volume 32, Pages 65-71