Roccos Geschichte

Rocco ist ein wunderschöner 3 Jahre alter Perserkater. Er wurde wegen Rötungen im Gesicht und Haarausfall bei uns vorgestellt. Er zeigte zudem Fieber und Appetitverlust. Innerhalb weniger Tage und trotz einer dermatologischen Standardbehandlung verschlechterte sich sein Zustand dramatisch. Seine Temperatur stieg auf 41°, er hatte sehr starke Schmerzen im Gesicht und an den Ohren und frass gar nichts mehr. Er musste dringend hospitalisiert und an die  Infusion angehängt werden.

Die Haut seines Gesichts glühte, die Haare fielen in Büscheln ab. Es war dringend nötig, eine genaue Diagnose zu stellen. Bei einer dermatologischen Erkrankung ist eine Hautbiopsie indiziert. Dabei wird unter Narkose ein kleines Stück der betroffenen Haut entnommen  und ins externe Labor eingeschickt. Leider erlaubte Roccos Zustand uns nicht, ihn für diesen Eingriff zu betäuben.

Krusten an Gesicht
Rocco bei der Hospitalisierung

Ohne Hautbiopsie, wie weiter?

Da keine Biopsien entnommen werden konnte, wurden Abstriche (Reiben von Objektträgern auf der Haut) direkt von Roccos Gesicht entnommen. Sie zeigten das Vorhandensein einzelner Zellen, die auf eine sehr seltene Krankheit hinweisen: Pemphigus foliaceus. Diese Zellen, die sogenannten akantholytischen Zellen, sind kubische Hautzellen, die sich normalerweise nicht ablösen sollten. Sie werden durch Proteine zusammengehalten und bilden die Hautbarriere. Wenn sie im Abstrich zu finden sind heisst dies, dass ihre interzellulären Verbindungen zerstört worden sind. Dieser Prozess tritt nur bei einer ganz bestimmten Krankheit auf.

Akantolytische Zellen
Die rundliche Zellen (akantholytischen Zellen) mit dem hellen eckigen Rand sind unverwechselbar.

Die Krankheit erklärt die Symptomen

Pemphigus foliaceus ist eine autoimmun-bedingte Hauterkrankung. Das Immunsystem des Patienten greift fälschlicherweise die Proteine an, die die Hautzellen zusammenhalten, und zerstört die. Deshalb lösen sich die Hautzellen mikroskopisch sowie makroskopisch von Roccos Gesicht ab.

Es ist eine sehr seltene Erkrankung. Sie selber ist nicht tödlich, aber die Begleiterscheinungen der Entzündung (Schmerzen, Fieber, Appetitlosigkeit, Apathie) können zur Euthanasie des Patienten führen, wenn die Diagnose nicht rechtzeitig gestellt wird. 

 

Die Therapie ist aber nicht ungefährlich

Die Behandlung dieser Erkrankung ist die langfristige Unterdrückung des Immunsystems des Tieres. In Roccos Fall kann dies widersprüchlich erscheinen, da er Fieber und damit eine mögliche Infektion hatte. Dieser Infekt könnte die Unterdrückung des Immunsystems des Tieres ausnützen, sich verschlimmern und zum Tod des Patienten führen. Aber dank der mikroskopisch gestellten Diagnose haben wir beschlossen, eine Behandlung mit einem Immunsuppressivum zu beginnen. Nach 2 Tagen war Roccos Haut schon viel weniger gerötet, sein Appetit stieg und er konnte nach Hause entlassen werden.

 

Hairy und Happy End

Nach einigen Wochen unter Behandlung wuchsen die Haare wieder nach und Rocco ist zu dem geworden, was er war: einen wunderschönen (unkastrierten) Don Juan. Nach einigen Monaten konnte die Therapie abgesetzt werden, was nicht bei allen Patienten mit dieser Erkrankung der Fall ist. Er hat bis jetzt nie mehr Anzeichen dieser Erkrankung wieder gezeigt.

 

Rocco hat wieder seine schöne Haare
Rocco heute