Die Ernährungssonde, eine kurzzeitige lebensrettende Massnahme
Katzen sind Feinschmecker, wie viele Besitzer bereits wissen. Aber manchmal ist der Grund, dass sie das von Ihnen angebotene Futter nicht fressen, nicht nur böse katzenhafte Absicht, sondern kann tatsächlich durch physische und psychische Beschwerden erklärt werden.

3 Tage ist die Limite
Ab etwa 3 Tagen totaler Anorexie schlägt der Körper der Katze Alarm und geht in einen Überlebensmodus über: der Körper greift seine Energiereserven an, der Fettstoffwechsel verändert sich, die Leber beginnt, komplexe Fette (Triglyceride) zu speichern. Die Zellen vergiften sich nach und nach mit diesen Partikeln, die sie in so großen Mengen nicht verarbeiten können; die hepatische Lipidose beginnt. Katzen jedes Alters können betroffen sein, aber übergewichtige Katzen sind von dieser Stoffwechselentgleisung mehr gefährdet.
Die Lipidose selbst verursacht weitere Symptome wie Übelkeit und Erbrechen, sodass ein echter Teufelskreis entsteht, aus dem die Katze alleine nicht mehr rauskommen kann. Trotz der Bemühungen des Besitzers, die besten Fleischstücke zu kaufen, hat die Katze keine Lust zu fressen. Das hat überhaupt nichts mehr mit schlechtem Charakter zu tun.
Es wird dann unerlässlich, den Körper mit Kalorien zu versorgen. Aber was tun, wenn die Katze nicht fressen will? Es gibt verschiedene Methoden, die Nahrungsaufnahme zu unterstützen, um eine bestehende Lipidose zu behandeln oder um sie vorzubeugen. Das Futter wird auch sporadisch nebenbei angeboten, sodass die Katze von sich aus wieder fressen kann, wenn ihr Appetit zurückkommt.

1. Die Zwangsfütterung
Die erste Methode ist die Zwangsernährung. Die Katze wird mit einer Spritze und einer kalorienreichen pastöse Nahrung zwangsgefüttert. Diese Prozedur ist recht brutal für das Tier, diese kann nur sehr kurzzeitig (maximal 1 Tag) angewendet werden und hilft der Katze sicher nicht, die Lust am Fressen wiederzuerlangen. Wir verwenden diese Methode sehr selten und bei sehr präzisen Indikationen, bei denen die Katze höchstwahrscheinlich am nächsten Tag wieder fressen wird.
2. Die nasale Ernährungssonde
Die zweite Methode besteht darin, eine Ernährungssonde durch die Nase zu legen. Dieser Eingriff wird vom Tier oft sehr gut vertragen. Der Schlauch von 1 mm Durchmesser wird ohne Betäubung in die Nase der Katze geschoben und an zwei Punkten am Gesicht fixiert. Der geht bis zur Mitte der Speiseröhre. Die Nahrung wird langsam 5 Mal pro Tag verabreicht. Der Schlauch kann 3-5 Tage an Ort bleiben.

3. Die ösophageale Ernährungssonde
Die dritte Methode ist das Legen eine Ernährungssonde direkt in die Speiseröhre, ohne durch die Nase zu laufen. Dies wird in Narkose durchgeführt. Ein Schlauch mit größerem Durchmesser wird auf der linken Halsseite durch die Haut eingeführt und wird bis in die Mitte der Speiseröhre geschoben. Die Eintrittstelle am Hals wird mit einem lockeren Halsverband geschützt.
Dies ist eine invasivere Methode, hat aber den Vorteil, dass sie über längere Zeit, 4-6 Wochen, an Ort und Stelle bleiben kann. Die ist für die schwereren Fälle gedacht, die für längere Zeit nicht wieder fressen werden. Nahrung wird langsam 5 Mal am Tag gegeben
Wenn die Katze mal einfach ein wenig Unterstützung beim Fressen braucht
Fütterungsschläuche können das Leben einer Katze retten und sind keine palliative Maßnahme fürs Lebensende, wie es in der Humanmedizin oft der Fall ist. Eine Katze, die nicht frisst, will sich nicht sterben lassen. Sie hat oft eine Krankheit, die ihr die Lust am Fressen wegnimmt. Und wenn diese Krankheit heilbar ist, dann wird die Fütterung einen grundlegenden Anteil der Behandlung.
Irgendwann mal fängt wieder die Katze allein zu fressen, sogar noch mit der Ernährungssonde. Der Appetit ist zurück, das Leben gerettet!
