Stopfleber, die Geschichte von Chloé
Chloe, eine siebenjährige Hauskatze, wurde uns wegen totaler Anoxerie vorgestellt, die bereits seit sieben Tagen andauerte. Aufgrund der Dehydrierung und des Schwergrades ihres Zustands musste sie sofort bei uns hospitalisiert werden. Es wurde eine Blutanalyse und ein Ultraschall des Abdomens durchgeführt, um die Ursache des Problems zu finden. Sie füllte sich ganz übel und es war auch offensichtlich, dass einige Teile ihres Körpers (Augenweiß, Ohren, Zahnfleisch) eine gelbe Färbung angenommen hatten.
Die Diagnose zuerst stellen
Der Ultraschall zeigte eine schwere Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), eine mäßige Bauchfellentzündungs (Peritonitis) und eine viel zu helle und vergrößerte Leber. Um die Ursache der Lebererkrankung zu identifizieren, wurde unter Sedierung eine Feinnadelpunktion durchgeführt. Die Diagnose lautete: Fettleber, auch hepatische Lipidose genannt.
Hepatische Lipidose?
Diese Stoffwechselerkrankung entsteht, wenn die Katze zu lange nicht frisst (schon nach 4-5 Tagen). Die Symptome treten auf, wenn bereits mehr als 50 % der Leberzellen zerstört sind. Der Besitzer einer Katze, die nicht mehr frisst, sollte achtsam sein und nicht zu lange (maximal 2 Tage) warten, bevor er sie zum Tierarzt bringt, um diese schwere sekundäre Lebererkrankung zu verhindern.
Da die für das normale Funktionieren des Katzenkörpers notwendige Energie nicht mehr durch die Nahrungsaufnahme sichergestellt wird, ist der Körper gezwungen, stattdessen auf ihre eigenen Fettreserven zurückzugreifen. Dabei entgleist der Stoffwechsel : Die Leberzellen, die die freigesetzten Fette verwalten, werden mit Fetttröpfchen (Triglyceriden) vollgestopft und können nicht mehr normal funktionieren. Diese abnormale Einlagerung von Fettmolekülen ist nur durch Mikroskopie von punktierten Leberzellen erkennbar. Sie wird zum Absterben der Hepatozyten (Leberzellen) führen, sowie zu Entzündungen und schließlich zu einer Fibrose. Da die Leber mit der Entgiftung des Körpers beschäftigt ist, sammeln sich die Abfallprodukte des Stoffwechsels im Blut an, wie z. B. der gelbe Farbstoff (oder Bilirubin), der die Gelbsucht verursacht.
Was hat es denn mit der Weihnachtsdelikatesse Stopfleber zu tun?
Übergewichtige Katzen sind stärker gefährdet. Bei Menschen und auch bei Gänsen wissen wir, dass Lipidose mit Fettleibigkeit bzw. bei der zweiten genannten Art mit Zwangsernährung einhergeht. Die Stopfleber ist also ein krankes Organ, das von einem Tier stammt, das Opfer einer übermäßigen Ernährung geworden ist, mit denselben Symptomen wie Chloé.
Happy End für Chloé
Chloé brauchte fünf Wochen lang unterstütze Fütterung mittels einer ösophageale Sonde (lesen Sie auch den Artikel über Ernährungssonde), bevor sie mal wieder Lust zeigte, Futter von alleine auf sich zu nehmen. Sie ist heute wieder ganz gesund!
