Impft man Kaninchen überhaupt?


Ja, natürlich und jährlich, gegen die Hämorrhagische Kaninchenkrankheit (Chinaseuche oder auch RHD auf Englisch genannt). Und wir erklären Ihnen, warum.

RHD steht für Rabbit Haemorrhagic Disease. Es handelt sich um eine schwere und tödliche virale Krankheit, die nur bei Kaninchenarten vorkommt. Sie ist auch als VHD (Virale Hämorrhagische Krankheit) oder RCV (Rabbit Calicivirus) bekannt. Bis vor kurzem war der einzige vorkommende Virusstamm Calicivirus RHD-1. Jedoch hat sich kürzlich eine neue Form der Krankheit etabliert, die RHD-2.

Warum muss ich mein Kaninchen schützen?

Weil die Krankheit eine Sterblichkeitsrate zwischen 50 % und 100 % hat – bei den meisten Ausbrüchen sterben zwischen 90 % und 100 % der ungeimpften Kaninchen. Die Inkubationszeit beträgt 1-3 Tage, und der Tod tritt in der Regel 12 bis 36 Stunden ein.

Es handelt sich um eine hochgradig ansteckende Krankheit, und ein infiziertes Kaninchen überträgt die Krankheit schnell auf andere in der Umgebung. Wir wissen bis jetzt noch nicht, warum sehr wenige infizierte Kaninchen überleben, aber wahrscheinlich liegt es an der Art und Weise, wie das Immunsystem auf diese spezielle Infektion reagiert.

Wie wird es verbreitet?

Das Virus ist ein Calicivirus und wird dadurch sehr leicht von Kaninchen zu Kaninchen übertragt. Es ist in allen Körperflüssigkeiten vorhanden: wird ausgehustet, aus der Nase getröpfelt, uriniert oder mit dem Kot ausgeschieden. Es ist allerdings in der Umwelt sehr stabil: bei Zimmertemperatur hält es sich etwa 100 Tage, bei Kälte noch länger. Außerdem ist es frostsicher.

Der Hauptübertragungsweg zwischen Kaninchenkolonien ist daher die passive Übertragung: die Viruspartikel bleiben an den Füßen eines Vogels, eines Nagetiers oder eines Menschen (Besitzers) haften. Ohne umfassende Biosicherheitsvorkehrungen (Fußbäder, desinfizierendes Waschen und Duschen, kompletter Kleidungswechsel) bei jedem Besuch besteht immer die Möglichkeit, dass Sie diese tödliche Krankheit ins Gehege schleppen.

Ein Kaninchen, das das große Glück hatte, nach RHD-Infektion wieder gesund zu werden, wird das Virus noch mindestens sechs Wochen lang ausgeschieden, so dass es zum Schutz anderer Kaninchen für längere Zeit in Quarantäne gehalten werden muss.

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Hochsaison in der Schweiz ist April-Mai (Daten 2022 von BLV)

Was sind die Symptome?

Das häufigste Symptom bei RHD-1 ist der plötzliche Tod, oft (aber nicht immer) mit Blutungen aus Nase und Mund. Manchmal überleben die Kaninchen etwas länger, vielleicht sogar ein paar Tage. In diesem Fall die wichtigsten klinischen Anzeichen sind neurologische und respiratorische Symptome, Apathie und Anorexie, sowie zeigen Blutungen aus Nase, Maul oder After. Sie sterben leider oft auch innerhalb von 48 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome. Junge Kaninchen, die jünger als 4-6 Wochen sind, erkranken nicht durch RHD-1. Aber wenn der Erreger RHD-2 ist, werden klinische Symptome und Sterblichkeit auch bei jungen Tieren ab einem Alter von 7 Tagen beobachtet.

RHD-2 verläuft oft langsamer, auch wenn gelegentlich plötzlicher Tod vorkommt. Die Kaninchen leben in der Regel bis ca. 10 Tagen mit leichten neurologischen, sowie respiratorischen Symptomen und Apathie, bevor sie plötzlich sterben. Die Sterblichkeitsrate scheint jedoch ungefähr gleich hoch zu sein. Das Problem bei RHD-2 ist jedoch, dass die Kaninchen länger leben und das Virus dadurch stärker verbreiten.

Was ist die Behandlung?

Es gibt keine Behandlung für RHD-1 oder -2. Aufgrund der geringen Heilungschancen und des schweren Leidens, das diese Krankheit verursacht, müssen wir unter Umständen empfehlen, die betroffenen Kaninchen einzuschläfern. Dies ist aus Gründen des Tierschutzes wichtig, aber auch um das Risiko für andere Kaninchen zu minimieren. In der Schweiz ist RHD eine zu überwachende Tierseuche, deshalb wird der Tierkörper zwangsläufig analysiert.

Gelegentlich hat ein Kaninchen nur leichte Symptome – das sind wahrscheinlich die Kaninchen, deren Immunsystem die Infektion erfolgreich bekämpft hat. In diesen Fällen kann eine unterstützende Behandlung mit Schmerztherapie, Flüssigkeitstherapie und Antibiotika (gegen Sekundärinfektionen) hilfreich sein.

Kann man der Krankheit vorbeugen?

Ja, zum Glück! Seit ein paar Jahren steht ein Impfstoff gegen RHD-1 und RHD-2 zur Verfügung, der gegen die Krankheit sehr wirksam schützt.

Auch andere Maßnahmen können das Infektionsrisiko verringern, wie z. B. Kontakt mit Wildkaninchen, Vögeln oder Nagetieren vermeiden. Diese Maßnahme sollte jedoch als Ergänzung zur Impfung betrachtet werden und nicht als Ersatz für diese.

Wenn Sie über den RHD-Schutz sprechen möchten, rufen Sie uns an und sprechen Sie mit einer unserer Tierärztinnen.