3/3 Die Stress Free Pflege
Die Stress Free Methode, die darauf abzielt, den Stress des Tieres während des Tierarztbesuchs zu reduzieren, kann für jede Pflegemaßnahmen angewendet werden. Dabei kann es sich um schmerzfreie Behandlungen (wie das Schneiden von Krallen, das Scheren von Haaren oder das Reinigen der Ohren) oder um leicht schmerzhafte Behandlungen (wie eine Blutentnahme, die Urinentnahme durch Zystozentese oder die Reinigung einer Wunde) handeln. Unter diesen Umständen wird der Stress oft intensiver, da der Patient kurzzeitig fixiert werden muss und ein leichtes Schmerzempfinden manchmal unvermeidbar ist. Aber gerade in solchen Fällen sollte die Stress Free Methode angewandt werden, um zu verhindern, dass der Patient durch unsere Behandlung traumatisiert wird.
Wie geht man dann vor?
Die Regeln sind die gleichen wie bei der Konsultation (siehe vorheriger Artikel):
- Minimale und flexible Fixierung des Tieres
- Duldung von Abwehr- und Vermeidungsbewegungen
- Ablenkung (Futter, Spiel)
- Entspannungsmomente
Bei jedem Eingriff muss die richtige Balance zwischen dem, was gemacht werden muss, und dem, was der Patient toleriert, gefunden werden. Das kann jeden Tag, jede Minute variieren, je nach Tier, seiner Stimmung, seinen aktuellen und früheren Erfahrungen.
Ab einer bestimmten Pflegeschwelle, die je nach Individuum unterschiedlich ist, wird eine Sedierung notwendig. Ziel ist, dass das Tier nicht in einen Zustand extremer Angst oder gar Panik versetzen wird. Die Vokalisierung durch Schreie ist in der Regel die Grenze, die nicht überschritten werden darf. Wenn der Patient in der Praxis ein traumatisches Ereignis erlebt, wird es deutlich schwieriger, sein Vertrauen zurückzugewinnen und es beim nächsten Mal zu behandeln.
Videos sagen mehr als Worte
1. Krallen schneiden
Api ist eine junge Hündin, die es hasst, wenn man ihr die Krallen schneidet. In diesem Video haben wir zwei Methoden gefilmt: Gewalt und die Methode, um ihren Stress abzubauen. Sie hat kein Interesse an Leckerlis, sondern spielt lieber. Das erschwert das Krallenschneiden natürlich, aber durch wiederholte Tierarztbesuche wird sie lernen, dass das Krallenschneiden eher mit Spaß als mit Gewalt und Trauma verbunden ist.
2. Blutentnahme
Billy und Oreo wurden bei der Blutentnahme gefilmt. Beide Patienten wurden uns wegen ihres verminderten Appetits vorgestellt. Billy litt an einer bakteriellen Peritonitis, Oreo an einer Pankreatitis, beides ziemlich schwere Erkrankungen. Als ihnen ein Leckerbissen angeboten wurde, waren die beiden Katzen völlig von dem leicht schmerzhaften Eingriff abgelenkt. Dies ist (vor allem bei appetitlosen Katzen) nur möglich, wenn der Rest der Konsultation stressfrei verlaufen ist. Ein gestresstes und krankes Tier wird kein Lust zum Fressen haben.
3. Fell scheren
Leo konnte es nicht ertragen, zu Hause gebürstet zu werden und wurde zu uns gebracht, um eine Ganzkörperschur durchzuführen. Er mochte das Futter, das wir ihm anboten, sehr gerne und tolerierte die Schererei ohne jegliche Sedierung trotz des Lärms des elektrischen Schergeräts sehr gut.
4. Baden, nur wenn medizinisch indiziert
Sopalin wurde mit einer Missbildung des fünften Lendenwirbels geboren und leidet an Harninkontinenz. Regelmäßiges Scheren der Haare am Hinterteil sowie Bäder (3-4x pro Jahr) sind notwendig, um ihn sauber zu halten. Das Kaninchen ist ein Beutetier und daher viel anfälliger für Stress als Hunde und Katzen. Auch das Vorhandensein von Wasser ist ein sehr besorgniserregender Faktor. Dieses Video zeigt, wie man den Stress bei der unvermeidlichen Badeprozedur auf ein Minimum reduzieren kann.